Wenn einer eine Reise tut

Zwei Tage habe ich an der Volkshochschule Floridsdorf verbracht. Zwei Tage, die auf ein Neues angefüllt waren mit vielen Eindrücken aus dem Kursgeschehen und aus den Gesprächen mit den Kursleiterinnen und auch den Lernenden. Drei Frauen haben mir dabei gesagt, dass sie neben dem Schulabschluss, den sie anstreben, auch die Führerscheinprüfung ablegen wollen und dafür den Vorbereitungskurs (Überholverbot) besuchen werden, der an der vhs angeboten wird. Dieser Kurs ersetzt in keiner Weise den Besuch des Unterrichts in der Fahrschule, sondern dient vielmehr als „Brückenmodul“. Ein weiteres Beispiel für die Alltagsorientierung der Basisbildungskurse an der vhs Floridsdorf!

vhs Floridsdorf
Mit Astrid Klopf-Kellerer und Werner Obernhuber

Die beiden Verantwortlichen für den Fachbereich Basisbildung, Frau Astrid Klopf-Kellerer und Herr Werner Obernhuber, haben mich warmherzig empfangen und haben im Gespräch auch großes Interesse für meine „Grundbildung on tour“ gezeigt.

Frau Klopf-Kellerer hat mich beide Tage über intensiv begleitet und nicht nur meinen Wortschatz um die Begriffe „Eierschwammerl“ und „KursleiterInnenkammerl“ erweitert. Sie hat mich vor allem mit ihrem Programmangebot „Bildungsreisen“ vertraut gemacht, das in einem Projekt über zwei Jahre hinweg entwickelt wurde und nun als Kursangebot etabliert ist. Es besteht darin, dass die Kursleiterinnen zusammen mit den Teilnehmenden Ausflüge in die Stadt und die nähere Umgebung planen und durchführen. Planung und Durchführung unterliegen dabei festen und einheitlichen Strukturen, die unter anderen diese Ziele verfolgen:

  • Die Teilnehmenden erfahren, dass Lesen und Schreiben nicht nur im Kursraum geübt werden kann. Sie lernen ihre alltägliche Umgebung auch als Lernort wahrzunehmen, indem sie an den Ausflugszielen, Schreib- und Leseübungen auf der Basis der Texte, die sie vor Ort vorfinden, durchführen.
  • Sie wirken an der Planung des Kurses mit, indem sie ihre Vorkenntnisse einbringen und in einem basisdemokratischen Verfahren entscheiden, welche Ausflugsziele ausgewählt werden.
  • Während des Ausflugs erwerben die Teilnehmenden Kenntnisse in ganz unterschiedlichen Bereichen, indem sie beispielsweise über die Geschichte eines Ortes sprechen. Sie üben gleichzeitig Grundkompetenzen, indem sie etwa Entfernungen zwischen den Orten berechnen und Zeitaufwand einschätzen.
  • Die Kursleitenden nehmen bei ihren Teilnehmenden während des Ausflugs weiteren Bedarf wahr und erhalten somit Anregungen für zukünftigen Unterricht.
  • Die Teilnehmenden erweitern ihren Bewegungsradius innerhalb der Stadt und multiplizieren ihr neu erworbenes Wissen und ihre neuen Kompetenzen im privaten Umfeld.
Der Reisekoffer
Der Reisekoffer

Im Laufe des zweijährigen Projektes wurden umfängliche Materialien entwickelt, die den Kursleitenden nun im „Reisekoffer“ zur Verfügung stehen. Und obwohl die Ausflugsziele selbstverständlich auf Wien bezogen sind, können viele methodische Anregungen, die sich im Reisekoffer finden, universell genutzt werden, zumal alle Materialien als Download zur Verfügung stehen.

Die Grundidee der Bildungsreisen ist keine neue. Aber die durchdachte und auf den Erfahrungen der Projektphase basierende methodisch-didaktische Umsetzung macht die Bildungsreisen zu einem Paradebeispiel für den ganzheitlichen Bildungsansatz.

Nicht zuletzt erleben die Teilnehmenden in diesem Kurs, was passiert, wenn „jemand eine Reise tut“: Er geht hinaus in die Welt, entdeckt, erfährt und erkennt und kehrt bereichert zurück. Nichts anderes ist unsere „Grundbildung on tour“!

 

 

 

Ein Gedanke zu “Wenn einer eine Reise tut

  1. Toll, wie die das machen. Da steckt wahnsinnig viel Arbeit drin, und die Kursteilnehmer können sich glücklich schätzen, so engagierte Lehrkräfte zu haben

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